Nürnberger Nachrichten, 20.02.2002
Packend
Swingende Alligators
Jazz- und Bluesmusiker zum Frühschoppen? Das klingt nach schwarzer Schimmel,  nach einem Widerspruch in sich selbst. Und an den spaltbreiten Augenschlitzen der drei "Alligators of Swing" merkt man an diesem Morgen die kurze Nachtruhe nach dem Auftritt vom Vorabend. Mit anfangs etwas verhaltenem Bar-Jazz der goldenen Swing-Ära legt das Trio um Stefan Scholz los.
Ironische Inhalte rund ums Thema Liebe bearbeitet man authentisch; Charme und Witz beginnen immer stärker zu sprühen. Spätestens bei der herrlich lasziven Version von James Browns "I Feel Good" ist man über dem Müdigkeitsberg und liefert eine perfekt-entspannte Untermalung zum Sonntagsbrunch im Kulturladen Nord. Die Wohnzimmeratmosphäre liegt den drei Alligatoren, das Publikum ist dabei, während das Feeling der Musik aus den vierziger und fünfziger Jahren ein gerütteltes Maß guter Laune macht.
Die lockere Zurückhaltung kommt Scholzens Gesang entgegen. Sein Saxofon bringt Gefühl, Pianist Christian Jung interpretiert das klassische Barpiano spannungsvoll, und Dieter Schreiber am Kontrabass legt den jazzigen Rhythmus. Packend swingt man sich Richtung Sonntagsbraten und räumt im "Kuno" gründlich mit dem Widerspruch auf, Musiker seien morgens kaum zu gebrauchen.
Ted Hertle